Heute lernst du eine schon fast legendäre Übung kennen, die dir Jahre lang von besten Diensten in deinem Aufwärmprogramm sein wird. Davor erzähl ich dir noch ein bisschen etwas darüber, wie du aus diesem Kurs am meisten rausholst!

Grundlegendes und Einführung

Ich entschuldige mich im Voraus, wenn die nächsten 6 Punkte ein wenig belehrend klingen. Lies sie dir aber bitte trotzdem durch, wenn du es wirklich ernst meinst mit deinem Gitarrentraining.

  • Das wichtigste Zuerst: Du musst die Fingerübung spielen! Es nützt nichts, wenn du dir die Übung anschaust und dir denkst "oh, das kenne ich ja schon – oder: das ist ja einfach" – du musst die Übung spielen – und das mehrmals –, damit du einen Nutzen von ihr hast. Du denkst dir: ich bin doch nicht blöd! Aber leider wenden die allermeisten Gitarristen Übungsmaterial und Wissen gar nicht an, deswegen auch die direkte Aufforderung: Übe diese Fingerübung! :)
  • Übe mit einem Metronom. Das kommt dir vielleicht öde vor, steigert die Effizienz der Übung aber nochmals um 200% – wirklich! (Ich wollte es am Anfang auch nie glauben…)
  • Fange bei einer niedrigen Geschwindigkeit (etwa Viertelnoten auf 60 bpm) an.
  • Achte darauf, dass du alles SAUBER und GLEICHMÄSSIG spielst. Nicht hudeln!
  • Wenn du die Übung bei einer bestimmten Geschwindigkeit VIER mal fehlerfrei hintereinander spielen kannst, kannst du sie. Steigere dann das Tempo um 5-10 bpm.
  • Fahre so fort, bis du deine Zielgeschwindigkeit erreicht hast. Diese 6 Punkte sind bei jeder Fingerübung zu befolgen, wenn du wirklich als guter Gitarrist durchsteigen möchtest.

Die Übung – Muster und Aufbau

Nun zur eigentlichen Übung. Sie ist eine echte Standardübung, aber eine der effizientesten Fingerübungen, die es gibt. Sie ist deswegen selbst unter fortgeschrittenen Gitarristen sehr beliebt und wird in anderen Formen auch in vielen Lehrbüchern unterrichtet. Ich nenne sie die "1-2-3-4-Übung", weil das der Pattern ist, den wir mit den Fingern spielen:

Pattern 1

Pattern 1

Wir fangen auf der tiefen E-Saite an. Denke in 4er-Gruppen, die wir einfach immer um einen Bund das Griffbrett hochschieben. Spiele diese Übung unbedingt mit allen 4 Fingern. Die Fingerabfolge ist dementsprechend: ZMRKZMRKZMRK usw.

Wenn du das Griffbrett "raufkletterst", achte darauf, dass du deine Finger liegen lässt. Das ist sehr wichtig, damit deine Finger unabhängig werden und du Geschwindigkeit aufbauen kannst. Außerdem ist es für Läufe wichtig, bei denen du vielleicht mit Pull-Offs wieder zurückspielen möchtest.

Die Übung spielen wir bis in die 12. Lage. Dort angekommen, spielen wir sie rückwärts zurück bis in die 1. Lage:

Pattern 2

Pattern 2

Hier ist die Fingerabfolge genau umgekehrt: KRMZKRMZKRMZ usw. Beim "Runterklettern" kannst du die Finger natürlich nicht liegen lassen, weil sonst immer der gleiche Ton 4x angeschlagen wird. Wenn du das soweit durch hast, spielen wir das gleiche auf der nächsthöheren Saite – am besten ohne Pause. So spielen wir dann weiter, bis wir wieder in der ersten Lage auf der hohen E-Saite angekommen sind.

Zusammenfassung

  • Beginne auf der tiefen E-Saite in der ersten Lage
  • Spiele in 4er-Gruppen hinauf bis in die 12. Lage (mit ZMRK)
  • Spiele rückwärts zurück in die 1. Lage (mit KRMZ)
  • Wiederhole diese Schritte für jede der 6 Saiten, bis du (wieder) in der 1. Lage auf der hohen E-Saite angekommen bist

Tipps

Wichtig ist, dass du die Übung durchgehend mit Wechselschlag (Alternatepicking) spielst. Das heißt: du spielst nicht nur Abschläge (Downstrokes) mit dem Plektrum, sondern wechselst zwischen Ab- und Aufschlägen (Upstrokes) ab. Dadurch entsteht ein Muster, bei dem du die jeweilige Saite immer abwechselnd von oben und von unten anspielst. Mit dieser Technik ist es möglich, mehr als Doppelt so schnell, als mit nur Downstrokes, zu spielen.
Beachte dabei, dass der Wechselschlag nicht unkontrolliert aus dem Arm, sondern aus dem Handgelenk gespielt wird. Gerade bei den ersten Versuchen zu shredden, schlagen viele Gitarristen aus dem Arm an – das ist aber in keinem Fall empfehlenswert: das Ergebnis ist nämlich ein unkontrolliertes, zufälliges Treffen von Saiten, durch das ein sauberes Spiel unmöglich wird.
Fang deshalb wirklich langsam an, Kraft im Handgelenk deiner Schlaghand aufzubauen. Es wird sich wirklich auszahlen, wenn du danach so knackig wie Paul Gilbert bei schnellen Passagen klingst. Wenn du allgemein gute Gitarristen auf YouTube oder live beobachtest, wirst du feststellen, dass keiner, der sauber und schnell spielt, aus dem Arm heraus anschlägt.
Wenn du dich beim Steigern der Geschwindigkeit schwer tust, kannst du nach den einzelnen 4er-Gruppen kurze Pausen einbauen – das ist für deine Hände nicht so anstrengend und du bekommst ein Gefühl für höhere Geschwindigkeiten. Wichtig ist trotzdem, dass du dir zum Ziel setzt, diese Übung durchgehend und gleichmäßig spielen zu können, denn nur dann gilt sie als gemeistert.

Diese Übung ist gut für:

  • Wechselschlag
  • Speed -Picking / Shredden
  • Synchronisation von rechter und linker Hand
  • Ausdauer
  • Kraft / Muskelaufbau von Fingern und Handgelenk

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